Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist neben der Offenlegungsverordnung (SFRD) und der EU Taxonomie-Verordnung (EU Tax-VO) eine der drei Säulen der „Sustainable Finance Strategy“ der EU. Sie alle tragen dazu bei, Finanzströme auf den europäischen Kapitalmärkten in nachhaltige Investitionen, also Unternehmen mit „grünen Wirtschaftstätigkeiten“, zu lenken.

Bei der CSRD handelt es sich um die Weiterentwicklung der Non Financial Reporting Directive (NFRD) aus dem Jahr 2014 mit dem Ziel, die nicht-finanzielle Berichterstattung der Finanzberichterstattung gleichzusetzen. Zur Erreichung dieses Ziels sind vor allem folgende Maßnahmen vorgesehen:

Erweiterung des Anwenderkreises
(Art. 1 Abs. 1)
Ausweitung der Berichtsinhalte
(Art. 1 Abs. 4)
Aufnahme des Prinzips der „Doppelten Wesentlichkeit“
(Art. 1 Abs. 4)
Inhaltliche Prüfpflicht
(Art. 1 Abs. 13)

Eine umfassende Übersicht der CSRD-Kernforderungen können Sie hier aufrufen (PDF).


Wer ist berichtspflichtig?

Die CSRD sieht eine Ausweitung der Berichtspflichten auf folgende Unternehmen vor.

große Unternehmen
(Bilanzsumme > 20 Mio. Euro, Umsatzerlöse > 40 Mio. Euro, über 250)
unabhängig von einer Kapitalmarktorientierung
kapitalmarktorientierte kleine und mittelständische Unternehmen,
mit der Ausnahme von Kleinstunternehmen
nichteuropäische Unternehmen,
die in der EU einen Nettoumsatz von mehr als 150 Mio. Euro erzielen und mindestens eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung in der EU haben (ab 2028)

Ausgehend von der NFRD wird sich die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen allein in Deutschland von 500 auf rund 15.000 erhöhen.

Die EU-Kommission rechnet in der EU mit etwa 50.000 Unternehmen, die nach der CSRD berichtspflichtig sein werden.


Worüber ist zu berichten?

In der Nachhaltigkeitsberichterstattung sollen aus Nachhaltigkeitssicht der Geschäftsverlauf, das Geschäftsergebnis, die Lage des Unternehmens sowie die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeiten auf die Umwelt unter Berücksichtigen des Prinzips der „Doppelten Wesentlichkeit“ beschrieben werden.

In der CSRD wird hierfür folgender Berichtsrahmen vorgegeben, welcher durch die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) inhaltlich konkretisiert wird:

allgemeine Berichtsinhalte

Angaben zum Geschäftsmodell und zur Unternehmensstrategie unter Einbeziehung von Chancen und Risiken in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsaspekten sowie der Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen Risiken.

Angaben zu den Zielen, die sich das Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte gesetzt hat und den Fortschritten, welche das Unternehmen bei der Erreichung dieser Ziele bereits gemacht hat.

Angaben zu den Unternehmensrichtlinien in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte.

Beschreibung der wichtigsten tatsächlichen oder potentiellen negativen Auswirkungen (Principal Adverse Impacts) in Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette des Unternehmens und aller ergriffenen Maßnahmen, um diese negativen Auswirkungen zu verhindern, zu mindern oder zu beheben.

spezifische Berichtsinhalte
UmweltSozialesGovernance

Angaben zu den sechs Umweltzielen der Europäischen Union

Klimaschutz

Anpassung an den Klimawandel

Schutz der Wasser und Meeresressourcen

Stärkung der Kreislaufwirtschaft

Verringerung der Umweltverschmutzung

Schutz der biologischen Vielfalt

Angaben zu gesellschaftlichen Aspekten

Chancengleichheit, einschließlich der Gleichstellung der Geschlechter und gleichem Entgelt

Arbeitsbedingungen, wie sichere Arbeitsplätze, gesunde Arbeitsumgebung, Löhne, Beteiligung der Arbeitnehmer, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben

Achtung der Menschenrechte, der Grundfreiheiten, der demokratischen Grundsätze und von internationalen Standards

Angaben zu Governance-Aspekten

Rolle der Verwaltungs-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte

Unternehmensethik und -kultur, einschließlich der Korruptionsbekämpfung

Politisches Engagement des Unternehmens, einschließlich Lobbyaktivitäten

Beziehungen zu Geschäftspartnern

Interne Kontroll- und Managementsysteme


Was besagt das Prinzip der Doppelten Wesentlichkeit?

Die Doppelte Wesentlichkeit (Double Materiality) ist ein Konzept zur Wesentlichkeitsbestimmung, bei welchem im Gegensatz zur Finanzberichterstattung nicht mehr nur finanzielle Größen im Fokus stehen:

So ist bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung neben der aus der Finanzberichterstattung bekannten Outside-In Perspektive (Finanzielle Wesentlichkeit) auch eine Inside-Out Perspektive (Ökologische und soziale Wesentlichkeit) einzunehmen. Aus dieser sollen Unternehmen betrachten, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen das unternehmerische Handeln auf andere, d.h. auf Menschen und Umwelt, hat.


Welche inhaltlichen Anforderungen ergeben sich aus den ESRS?

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) konkretisieren die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie werden im Auftrag der EU-Kommission von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) entwickelt und orientieren sich an bestehenden Rahmenwerken wie GRI (Global Reporting Initiative) und TCFD (Task Force on Climate-Related Financial Disclosures).

Am 31. Juli 2023 hat die EU-Kommission in einem Delegierten Rechtsakt die ersten zwölf Standards verabschiedet, die am 22. Dezember 2023 im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurden. Diese umfassen zwei übergreifende Standards und 10 spezifische Standards für die Bereiche Umwelt (E), Soziales (S) und Governance (G):

Die Standardentwürfe sind sektorunabhängig, das bedeutet, sie sind von allen berichtspflichtigen Unternehmen zu beachten. Sie beinhalten zusammen 84 Offenlegungsanforderungen mit insgesamt 1.144 quantitativen und qualitativen Einzelinformationen, welche in einem ersten Schritt von den Unternehmen zu ermitteln sind.

Es steht noch die Veröffentlichungen von sektorspezifischen Standards sowie Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung kapitalmarktorientierter kleiner und mittelgroßer Unternehmen, den sog.enannten ESRS LSME (listed SME), sowie von Standards für die freiwillige Prüfung der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichtserstattung kleiner und mittelgroßer (nicht börsennotierter Unternehmen aus, an denen die EFRAG gerade arbeitet. Die Erarbeitung und Verabschiedung branchenspezifischer Standards wurde auf Die EU Kommission plant, diese Standards im Jahr 2026 zu verabschiedenverschoben, um den Unternehmen ausreichend Zeit zur Vorbereitung zu geben.


Wo findet die Berichterstattung statt?

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat im Lagebericht in einem eigenen Abschnitt zu erfolgen.

Für die Offenlegung ist das European Single Electronic Format (ESEF) vorgeschrieben. Eine Taxonomie hierfür befindet sich in der Entwicklung.


Wie ist die Pflicht zur Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung geregelt?

Die CSRD sieht eine Pflicht zur externen Prüfung der Nachhaltigkeitsinformationen durch den Abschlussprüfer vor. Die Mitgliedstaaten haben ein Wahlrecht, zudem als Prüfer zuzulassen:

  • einen anderen Wirtschaftsprüfer
  • einen unabhängigen Erbringer von Bestätigungsleistungen, sofern dieser gleichwertigen Regularien wie ein Wirtschaftsprüfer unterliegt.

Der Gegenstand der Nachhaltigkeitsprüfung wird in der Richtlinie wie folgt festgelegt:

Die Übereinstimmung der Berichtsangaben mit den Vorschriften der CSRD sowie den Berichterstattungsstandards (ESRS)
Der vom Unternehmen durchgeführte Prozess zur Ermittlung der berichteten Informationen
Die Kennzeichnung nach den Anforderungen des elektronischen Reporting Formats (ESEF)
Die Berichtspflichten nach Artikel 8 der EU Taxonomie Verordnung

Die Prüfung ist zunächst mit begrenzter Sicherheit (limited assurance) durchzuführen. Dafür sollen bis zum 1. Oktober 2026 europäische Prüfungsstandards mit begrenzter Sicherheit durch die Europäische Kommission angenommen werden.

Perspektivisch soll die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung mit hinreichender Sicherheit (reasonable assurance) durchgeführt werden. Ein Zeitpunkt hierfür steht noch nicht fest, aber es ist vorgesehen, dass – wenn möglich – bis zum 1. Oktober 2028 Prüfungsstandards mit hinreichender Sicherheit vorliegen.


Welche Auswirkungen hat die CSRD auf die Organisation unseres Berufes?

Die CSRD sieht eine Ausweitung der Regelungen aus der Abschlussprüferrichtlinie auf die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Wesentliche Auswirkungen hiervon sind:

Die Regelungen zur Auftragsorganisation werden auf die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgeweitet.
(Benennung eines Prüfungspartners, angemessene Zeit und Ressourcenausstattung, Dokumentation in der Mandantendatei)
Die bestehenden Regelungen zur Bestellung sowie zur Abberufung und zum Rücktritt von Abschlussprüfern werden auf die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgeweitet.
Für die Zulassung zur Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine Eignungsprüfung abzulegen. Es ist eine Bestandsschutzregelung („grandfathering“) vorgesehen. Die Zulassung ist im Berufsregister zu erfassen.
Für die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein Qualitätssicherungssystem einzurichten, welches in die Qualitätskontrolle mit einbezogen wird.
Die bestehenden Regelungen zur Berufsaufsicht werden auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgeweitet.

Ab wann ist zu berichten?

Die CSRD sieht folgende gestaffelte Einführung vor: